Grundlagen der Gewaltfreien Kommunikation

 

Was auch immer wir tun, es ist das Schönste und Beste, das uns im Moment zur Verfügung steht, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen.
 
„Was ich in meinem Leben will, ist Einfühlsamkeit, ein Fluss zwischen mir und anderen, der auf gegenseitigem Geben von Herzen beruht.“
(Marshall B. Rosenberg) 

 
Eine wertschätzende Begegnung auf Augenhöhe, in der die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt werden, öffnet Türen zu einem gelingenden Miteinander. 
Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) wurde von Marshall Rosenberg gegründet. 
Grundlage dieser Methode ist eine Haltung, die einen empathischen und gütigen Umgang mit sich selbst und anderen erleichtert. 
Konflikte werden friedlich gelöst. Vertrauensvolle Beziehungen werden ermöglicht. Im Gespräch wird der Kontakt zum Gegenüber erleichtert. Die Verbindung zum Gesprächspartner wird aufrechterhalten. Eine Sprache, die Wertungen, Ablehnungen oder Schuldzuweisungen benutzt, wird vermieden. 
Ein aufbauendes Gespräch ist ehrlich, wertschätzend und einfühlsam. Wir nehmen eine empathische und gleichzeitig aufrichtige Haltung ein. Wir übernehmen Verantwortung für unsere Gefühle, Verhalten und Entscheidungen!  
Manche Menschen nutzen die GFK, um in ihren Beziehungen mehr Tiefe und Achtsamkeit zu entwickeln. 
 
Für GFK werden auch Bezeichnungen wie „Einfühlsame Kommunikation“, „empathische Kommunikation“ „Verbindende Kommunikation“, „wertschätzende Kommunikation“ „Sprache des Herzens“ oder „Giraffensprache“ verwendet.  

Vier Schritte Modell

It´s simple, but noch easy 
Es ist einfach, aber nicht leicht

Beobachtung – Gefühl – Bedürfnis – Bitte

 

In jedem Gespräch kommen diese 4 „Zutaten“ vor, wobei die Reihenfolge eingehalten werden kann, aber nicht muss. 

 

Beobachtung bedeutet, eine konkrete Handlung (oder Unterlassung) zu beschreiben, ohne sie mit einer Bewertung oder Interpretation zu vermischen. Eine Beobachtung kann jeder sehen, hören, fühlen, riechen, schmecken 

Eine Beobachtung beschreibt eine Tatsache, konkret und wertneutral.

Wie ein Foto, Ton- oder Filmmitschnitt…

Es geht hierbei darum, nicht zu interpretieren oder zu bewerten, sondern die Bewertung von der Beobachtung zu trennen, so dass das Gegenüber Bescheid weiß, worauf man sich bezieht.

Die Beobachtung löst ein Gefühl aus, das im Körper wahrnehmbar ist. 

Gefühle sind laut GFK Ausdruck dessen, ob ein Bedürfnis gerade erfüllt ist oder nicht, eine Art Indikator. 

Gefühle stehen mit dem Bedürfnis in Verbindung. 

Mit Bedürfnis sind allgemeine Qualitäten gemeint, die vermutlich jeder Mensch gerne in seinem Leben hätte, wie zum Beispiel Sicherheit, Verständnis, Kontakt, Sinn usw. Bedürfnisse sind universell bei allen Menschen auf der Welt dieselben. Bedürfnisse sind unabhängig von einer Person, einer bestimmten Zeit oder einem konkreten Ort. Für den einfühlsamen Kontakt sind Bedürfnisse sehr wichtig, da sie den Weg zu einer kreativen Lösung weisen, die für alle Beteiligten passt.

Aus dem Bedürfnis geht schließlich eine 

Bitte um eine konkrete, praktisch machbare Handlung im Hier und Jetzt hervor. Rosenberg schlägt vor, Bitten in einer „positiven Handlungssprache“ zu formulieren – sprich, zu sagen, was man will, statt was man nicht will. 

Man kann unterscheiden zwischen 

einer Handlungsbitte (beispielsweise darum, jetzt die Geschirrspülmaschine auszuräumen) oder 

einer Beziehungsbitte (beispielsweise um eine Beschreibung der eigenen Empfindungen - „…. Wie geht es dir damit…?“) oder

einer Verständnisbitte (beispielsweise: „… kannst du mir mit deinen eigenen Worten sagen, was du verstanden hast?“)

Marshall B. Rosenberg

 
Marshall Rosenberg entwickelte das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation (GFK), englisch Nonviolent Communication (NVC). Er wurde 1934 in Ohio geboren und lebte in Albuquerque, New Mexico, USA, wo er 2015 verstarb.
 

Marshall Rosenberg promovierte als klinischer Psychologe  Beeinflusst ist seine Arbeit u.a. durch das Werk seines Lehrer Carl Rogers, durch Gandhis Ansatz zur Gewaltfreiheit, sowie durch das Gedankengut von Riane Eisler und Walter Wink. 

 
Schon von Kindesbeinen an erlebte M. Rosenberg hautnah Rassenkonflikte. Z.B. erlebte er, dass ein Name genauso gefährlich sein kann wie eine Hautfarbe...
Er  arbeitete er mit Aktivisten der Bürgerrechtsbewegung. Er vermittelte auch zwischen so genannten „aufsässigen“ Studenten und der Verwaltung der Universität. Darüber hinaus unterstützte er Schulen, die Rassentrennung an Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen aufheben wollten. Er ging in Krisen- und Kriegsgebiete und vermittelte zwischen Konfliktparteien.


Prägenden Einfluss auf den kleine Marshall hatte sein Onkel, der die Großmutter pflegte. Ihm fiel auf, dass er das immer mit einem Lächeln tat. Mit solchem Erleben fragte er sich, ob der Mensch gut oder böse sei. Kann man ihm vertrauen oder nicht? Er stellte sich die Frage, die sein gesamtes Werk durchzieht:  “Was geschieht genau, wenn wir die Verbindung zu unserer einfühlsamen Natur verlieren und uns schließlich gewalttätig und ausbeuterisch verhalten? Und umgekehrt, was macht es manchen Menschen möglich, selbst unter den schwersten Bedingungen mit ihrem einfühlsamen Wesen in Kontakt zu bleiben?” 
 
So entwickelte Rosenberg die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) als Mittel der Konfliktklärung und als gewaltfreie innere Haltung und verbreitete es in aller Welt.
Die GFK bewährt sich als ein sehr starkes Werkzeug, um Differenzen auf der persönlichen, beruflichen und politischen Ebene zu lösen. 
Sein Konzept wird angewandt in Familien, Schulen, in Therapie, Psychotherapie und Beratung, in vielen Studiengängen, Organisationen und Firmen und bei diplomatischen und geschäftlichen Verhandlungen. Auch in Krisen- und Kriegsgebieten hat man immer wieder auf Rosenberg zurückgegriffen, um Gewaltfreie Kommunikation, selbst zwischen verfeindeten Volksgruppen, zu fördern (z. B. in Israel, Palästina, Ruanda und im ehemaligen Jugoslawien).
 
Für seine Arbeit erhielt Marshall Rosenberg mehrere Auszeichnungen. 

Vier Ohren Modell 

Vom Wolf und der Giraffe

Wolfsohren nach außen gerichtet

Wolfsohren nach innen gerichtet

Giraffenohren nach innen gerichtet

Giraffenohren nach außen gerichtet

Die Giraffe und der Wolf werden als Tiersymbole in der Gewaltfreien Kommunikation gesehen. 

Die Giraffe mit ihrem langen Hals ist das Landtier mit dem größten Herzen. Daher sprechen wir auch von der Herzenssprache. Die Giraffe hat den Überblick über das Geschehen. Sie sieht, was langfristig einer Beziehung zuträglich ist oder ihr schadet.
 

Der Gegenspieler ist der Wolf (Amerika: jacal). Der Wolf hat in seinem Rudel gelernt, laut zu schreien, anzugreifen und zu verteidigen.
 

Die Giraffenkommunikation: 

Das Beste an Giraffen sind ihre Ohren: Giraffenohren hören prinzipiell nur zwei menschliche Äußerungen, nämlich bitte und danke.

Alles, was für einen Wolf nach Aggression klingt, filtern die Giraffenohren heraus: Mit ihrem großen Herzen hören sie nur die Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche, die hinter solchen Äußerungen stehen.

Giraffen bewerten nicht und fällen keine moralischen Urteile, sondern beobachten und fragen nach Gefühlen, Bedürfnissen und Wünschen. 

Die Giraffe übernimmt die volle Verantwortung für ihr Verhalten.

 

Die Wolfskommunikation: 

Bewertungen, Verallgemeinerungen, Zuschreibungen. 

Wolfsohren hören nur Angriffe, Vorwürfe, Bedrohungen.

Ein typischer Wolf hat nur zwei Möglichkeiten, seine Ohren aufzustellen: Mit dem anderen stimmt etwas nicht = Ärger, Angriff, Konflikt, Verteidigung, oder:  Mit mir stimmt etwas nicht = Schuld-, Schamgefühl, Depression.

Schlüsselunterscheidungen

In meinen Kursen und Seminaren lernen Sie, neue Wege der Kommunikation und des Denkens zu entdecken, indem wir uns mit den Unterschieden zwischen bestimmten Begriffen beschäftigen. Mit Schlüsselunterscheidungen beleuchten wir wichtige Aspekte unsere Kommunikation und unserer Konfliktlösungsstrategien. Wenn wir sie uns bewusst machen, können wir sie nutzen, um uns selbst und anderen auf eine Weise zuzuhören, sodass Verbindung entsteht. 

 

Als Beispiel sind hier einige wenige Unterschiede genannt: 

 

Bedürfnis <–>Strategie

Bitte <–> Forderung

Empathie <–> Sympathie

Gefühl <–> Gedanke

Wertschätzung <–> Anerkennung / Lob

Beobachtung <–> Interpretation / Bewertung

Empathisch zuhören <–> trösten

Macht mit Menschen <–> Macht über Menschen

Beschützender Einsatz von Macht <-> strafender Einsatz von Macht

u.v.a.m.